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Theater-AG begeistert mit „Was ihr wollt“

Ettenheim (ksc). Wie bitte? Eine Komödie? – Bedenkt: Es ist November, der Trauermonat. Es ist Krieg nicht weit von hier. Es ist Qatar. – Genau: der Tragödien wahrlich genug. Eine Komödie bitte! – Wie ihr wollt. Korrekter: Was ihr wollt!

Die Schule hat schon in der Einladung Einblick in diese Entscheidung gegeben: „Der lachende Mensch ist derjenige, der sich ängstlicher Erstarrung befreien und ohne Fanatismus und Selbstgerechtigkeit den Herausforderungen der Krisenzeiten begegnen kann. Also: Lache den Teufel aus, und er wird vor dir fliehen.“

Was ihr wollt. Shakespeare hat für eine solche Komödie vor mehr als 400 Jahren die Vorlage geliefert. Von der Theatergruppe des Städtischen Gymnasiums unter der Leitung von Bertram Hensle wird sie in dieser Woche dreimal in der Mensa der Schule aufgeführt. Wie auf den Leib geschnitten, möchte man bilanzieren – wobei sich Regisseur und Ensemble die Freiheit herausnehmen, der Verwechslungskomödie ihren eigenen Anzug zu schneidern, wodurch das kurzweilige Stück noch mehr zu begeistern vermag.

Der rote Faden der Handlung freilich bleibt. Als die schiffbrüchige Viola an der Küste Illyriens strandet, setzt sich ein Liebeskarussell in Gang, in der einer nach dem andern, eine nach der andern mit traumwandlerischer Sicherheit dem/der Falschen hinterher rennt. Alle sind ständig auf der Suche nach dem Sinn des Lebens, den sie in der Liebe vermuten. Darin liegt genau die Tragik. Also doch Tragödie?

Es darf unstrittig als das Verdienst der acht jungen Schauspielerinnen auf der Bühne des Städtischen Gymnasiums, ihres Regisseurs, von Maske und Technik angesehen werden, dass der Charakter der Komödie auf der tiefschwarz gehaltenen Bühne nie zu kurz kommt. Schallendes Lachen ist der Beweis – nicht nur, wenn der Narr (Ronja Füchter) seine Strippen zieht. Wahre Lebensweisheiten, die da von sich gegeben werden, („Die Liebe einer Frau ist wie Gaumenkitzel, die Liebe eines Mannes wie eine versunkene Welt“), Liebesbriefe werden grundsätzlich dem/der Falschen zugeschrieben, „vor blinder Liebe werden goldene Brücken übersehen.“

Doppelhochzeiten, Satansaustreibung bringen den Priester ins Spiel („Wieso Logik? Ich bin doch Priester!“) – und als dann noch ein leibhaftiger Zwilling auftaucht, ist das Chaos perfekt – korrekter gesagt: lösen sich die Verwechslungen nach und nach auf. Eine geniale Bereicherung der Aufführung: die musikalische Umrahmung mit Ohrschmeichlern des Italo-Schlager-Pop. Unweigerlich summt man im Publikum mit bei „Ti amo“, „felicita“, „ma-ma-mamma Maria“ und all den andern Hits, die das Stück gleichsam unbewusst in die Jetzt-Zeit übertragen.

Das gilt gleichermaßen – ob gewollt oder ungewollt – auch für die Rollenbesetzung. Während nämlich zu Shakespeares Zeiten auch Frauenrollen auf der Bühne ausnahmslos von Männern gespielt wurden, wird dies bei der Aufführung des Städtischen Gymnasiums geradezu konterkariert, indem sämtliche Rollen, auch die männlichen, von jungen Damen gespielt werden.

Und dies bemerkenswert gekonnt: neben dem Narren von Anna Nomokonova als Viola, Emilia Guyot als Herzog Orsino beziehungsweise Malvolio, Wassilisa Nomokonova als DJ und Sebastian, Leonie Radetzky als Sir Tobi, Greta Henninger als Maria, Caroline Hebding Teixeira als Sir Andrew und Clara Müller als Gräfin Olivia. Beim Schlussvorhang von Schulleiter Frank Woitzik mit auf die Bühne gerufen: Sara Otzenasch und Quynh Trinh für die Maske, Mika Broßmer und Quentin Schönwald für die Technik – und Bertram Hensle für die Regie.

Bericht und Fotos von Klaus Schade
Leenen