>2021 Bläserklasse

Rückblick: Das erste Jahr der Bläserklasse am Gymnasium Ettenheim - 21 Schüler, von reinen Anfängern bis zu Fortgeschrittenen, spielen zusammen

Video Bläserklasse

Selbst unter den erschwerten Bedingungen dieses Corona-Schuljahres bilanzieren Schulleiter Frank Woitzik und Musiklehrer Markus Hummel das Modell der Bläserklasse am Städtischen Gymnasium sehr positiv. Und so verwundert es nicht, dass sie „selbstverständlich“ (Woitzik) dieses Modell auch für die Fünftklässler im kommenden Schuljahr anbieten werden.

„Sicher gibt es noch einige Dinge, die wir verbessern können, aber für das erste Jahr - und unter Corona-Bedingungen - können wir sehr zufrieden sein“, merkt Musiklehrer Markus Hummel kritisch an. Das Besondere am Gymi-Modell: Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Bläserklasse kommen aus allen 5. Klassen, treffen sich mit dem musikalischen Leiter Markus Hummel nur zu der Zeit, in der für alle (derzeit) vier Anfangsklassen parallel Musikunterricht im Stundenplan verankert ist. Ein weiteres Merkmal der neuen Gymi-Bläserklasse: Schüler, die auf diesem Weg ganz neu ein Blech- oder Holzblasinstrument erlernen, spielen gemeinsam mit solchen, die bereits als Fortgeschrittene gelten, weil sie ihr Instrument bereits in einem Musikverein oder in Privatunterricht spielen. „Das funktioniert sehr gut“, so Musiklehrer Markus Hummel. „Die Heterogenität ist regelrecht reizvoll, weil sich die Fortgeschrittenen um die Anfänger kümmern, die Anfänger sehr gerne die Tipps ihrer Alterskameraden annehmen. Sie lernen so nicht nur miteinander, sondern auch voneinander.“ Ziemlich exakt hälftig setzt sich die erstmals am Städtischen Gymnasium eingerichtete Bläserklasse aus Fortgeschrittenen und Anfängern zusammen.

Möglich ist der zeitgleiche Musikunterricht in allen vier 5. Klassen dadurch, dass das Gymnasium hierfür auch Lehrkräfte von anderen Schulen anheuern kann. Richtig froh ist Markus Hummel auch, dass man für den am Nachmittag angebotenen Einzel- oder Kleingruppenunterricht sowohl für die Blech- wie die Holzbläser sehr qualifizierte Instrumentallehrkräfte gewinnen konnte.

Grundsätzlich können die Anfänger drei Präferenzen äußern, welches Instrument sie gerne erlernen würden – freilich abhängig vom Pool, den die Schule an Leihinstrumenten anzubieten hat. Deren Anschaffung war im ersten Projektjahr ausnahmslos über Sponsoring möglich. „Für das kommende zweite Projektjahr hat der Schulträger bereits seine Unterstützung zugesagt“, freut sich Schulleiter Woitzik. Grundsätzlich ist das Projekt Bläserklasse für die beiden ersten Jahre, also in den Klassen 5 und 6, am Gymnasium ausgelegt. Danach haben die Schüler dann die Möglichkeit, ihre instrumentalen Fähigkeiten in AGs zu erweitern, die es am Städtischen Gymnasium schon seit langem gibt. „Wir ermutigen sie auch, in die Musikvereine zu gehen. Die Zusammenarbeit mit diesen ist uns ein großes Anliegen“, so Hummel.

Die Frage ist unausweichlich: Bläserklasse in Corona-Zeiten – wie kann das funktionieren? Markus Hummel weiß zu berichten, dass man in Zeiten, in denen Präsenzunterricht stattgefunden hat, ein entsprechendes Hygienekonzept mit gebührendem Abstand zwischen den Bläsern entwickelt und angewandt habe, in Zeiten des Lockdowns dem Einzelunterricht online nun eine wichtige Rolle zukomme. Natürlich freuen sich alle, so Hummel, Schüler wie Unterrichtende, auf die Zeiten, in denen dann das Erlernte wieder im Zusammenspiel unter Beweis gestellt werden kann. Abbrecher gebe es selbst in diesem schwierigen Schuljahr keine. Grundsätzlich gingen die Eltern mit der Beitrittserklärung zur Bläserklasse ja auch die Verpflichtung für zwei Jahre ein.

Natürlich sei man gespannt, so Woitzik und Hummel unisono, wie groß die Resonanz für die Bläserklasse auch im zweiten Jahr, bei den neuen Fünftklässlern, ist. Aus den vielen positiven Erfahrungen und Rückmeldungen des Starterjahres sind beide optimistisch.

Am Ende des „ersten Semester“ befragte Klaus Schade den verantwortlichen Musiklehrer Markus Hummel, wie die Bilanz der Schule ausfällt.

Herr Hummel, das „erste Semester“ der Bläserklasse am Städtischen Gymnasium ist vorüber. Wie war die Resonanz auf dieses erstmalige Angebot?

Natürlich waren wir letztes Jahr alle sehr gespannt, wie viele Kinder letztlich diese Form des Musikunterrichts wählen. In den jetzigen 5. Klassen haben sich 21 Schülerinnen und Schüler für den Musikunterricht in Form der Bläserklasse entschieden. Das war sehr erfreulich, da es bedingt durch Corona kein leichter Start für dieses Projekt war.

Im Gegensatz zu andern Schulen ist Ihr Modell einer Bläserklasse ja so gestrickt, dass sich die Bläser nur zum Musikunterricht treffen, ansonsten in ihren „normalen“ Klassen bleiben. Hat sich das Modell bewährt?

Natürlich ist dies aufwendig für die Organisation des Stundenplans, denn so müssen alle fünften Klassen zeitgleich Musik in ihrem Stundenplan haben. Aber so können die Kinder weiterhin nach ihren Wohnorten in Klassen eingeteilt werden. Es erleichtert ihnen die Eingewöhnung an der neuen Schule, wenn sie mit befreundeten Kindern aus der Grundschule in einer Klasse sind. Zudem wollen wir so vermeiden, dass die Bläserklasse eine Sonderstellung bekommt. Sie soll ein Teil der Schulgemeinschaft sein.

Spannend hört sich ja an, dass sich in dieser Bläserklasse sowohl reine Anfänger wie auch Schüler/innen treffen, die schon ein Instrument spielen.

Dies war von Beginn an Zielsetzung unseres Konzeptes. Viele Bläserklassenmodelle setzen voraus, dass die Kinder ungeachtet ihrer Vorkenntnisse ein neues Instrument lernen, damit alle auf dem gleichen Stand sind. Dies erleichtert natürlich die didaktische Arbeit, wird aber in vielerlei Hinsicht nicht dem Umfeld außerhalb der Schule gerecht. Zum einen geht es mir um die Wertschätzung der Arbeit der regionalen Blasorchester, die in der musikalischen Jugendarbeit Hervorragendes leisten, zum anderen auch um die Investitionen der Eltern. Schließlich hat die bisherige Ausbildung an einem Instrument auch Geld gekostet. Vor allem ist mir aber die Wertschätzung der Kinder und ihrer bisher erworbenen Fähigkeiten wichtig, sie haben schließlich schon viel Zeit in das Erlernen eines Instrumentes gesteckt. Darauf wollen wir aufbauen und diese Ausbildung ergänzen. Die Kinder sollen nicht nur miteinander, sondern auch voneinander lernen.

Dabei ist uns die Zusammenarbeit mit den Blasorchestern in der Umgebung sehr wichtig. Ziel ist es natürlich, dass die Kinder nach dem Ende der Bläserklasse auch weiterhin Musik machen.

Bezüglich des Instruments haben die Anfänger ja eine Wahlmöglichkeit. Hinsichtlich der vorhandenen Instrumente sind Sie seitens der Schule aber doch sicher eingeschränkt.

Wir versuchen, die Wünsche der Kinder so gut wie möglich zu berücksichtigen, müssen aber natürlich auch auf eine ausgewogene Besetzung achten. Zudem ist nicht jedes Kind für jedes Instrument geeignet, beispielsweise spielt hier die Körpergröße eine Rolle. Hier stehen wir dann gerne beratend zur Seite. Die Kinder dürfen alle Instrumente vorab ausprobieren, dann entscheiden wir gemeinsam mit den Kindern, welches Instrument es wird. Die Auswahl hat letztes Jahr sehr gut geklappt, sodass alle Schülerinnen und Schüler mit ihrem Instrument zufrieden sind.

Sie starten im neuen Schuljahr bereits mit der 2. Bläserklasse. Woher beziehen Sie eigentlich all die benötigten Instrumente?

Letztes Jahr konnten wir uns über einen sehr großzügigen Sponsor aus der Region, der nicht genannt werden möchte, freuen. An dieser Stelle möchte ich mich nochmals ganz herzlich bei ihm bedanken. Nächstes Jahr hoffen wir auf die Finanzierung durch unseren Schulträger, die Stadt Ettenheim. Da sind wir sehr optimistisch, dass wir das gemeinsam hinbekommen und dann weiterhin über einen guten Fundus an Instrumenten verfügen. Die Instrumente beziehen wir über ein renommiertes Musikhaus in Freiburg. Hier haben wir nicht nur einen preislich günstigen, sondern auch einen äußerst kompetenten Ansprechpartner. Die Wege sind kurz, falls es mal ein Problem gibt.

Nun stand dieses erste Halbjahr weiß Gott wegen der Pandemie auch für die Bläserklasse unter keinem günstigen Stern. War da das Projekt überhaupt realisierbar?

Mit einem angemessenen Hygienekonzept war das Spielen von Blasinstrumenten im schulischen Musikunterricht grundsätzlich erlaubt, sodass wir mit Beginn des Schuljahres regulär starten konnten. Sicher hat die Einhaltung der Abstands- und Hygieneregeln den Unterricht etwas erschwert, trotzdem konnte der Unterricht relativ normal stattfinden. Aber natürlich freuen wir uns jetzt schon darauf, wenn Corona vorbei ist und wir noch intensiver zusammenarbeiten können. Bis dahin kommt halt dem Online-Einzelunterricht verstärkte Bedeutung zu.

Bei Fragen rund um die Bläserklasse wenden Sie sich bitte an:
m.hummel@gymnasium-ettenheim.de.

Text und Interview: Klaus Schade

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